Mac & i 3/2017
S. 3
Editorial
Ben Schwan

Akut gefährdet

Während PC-Besitzer Mitte Mai vor der „WannaCry“-Malware-Welle zitterten, die vom Büro-PC über den Krankenhausrechner bis hin zum Fahrkartenautomaten fast alles lahmzulegen schien, auf dem eine veraltete Windows-Version lief, haben sich Mac-Nutzer mal wieder beruhigt zurückgelehnt. Wir sind ja nicht betroffen und Apple-Technik ist sowieso sicherer, glaubten viele.

Und tatsächlich macht Cupertino einen hervorragenden Job etwa in Sachen iOS-Sicherheit. Das System gilt als kaum zu knacken, Hardware-Sicherheitsfunktionen wie das Secure Element im iPhone schützen es zusätzlich. Wer sich aber die lange Liste an geschlossenen Sicherheitslücken ansieht, die Apple bei jedem Betriebssystemupdate mitliefert, kommt ins Grübeln.

Der Sicherheitsexperte Patrick Wardle warnt im Interview auf Seite 98, dass Apple-Nutzer nicht mehr auf einer Insel der Seligen leben. Insbesondere den Mac sieht er als akut gefährdet an, da Systemschutzmaßnahmen wie XProtect umgehbar sind und Apple es Betrügern offenbar zu einfach macht, valide Developer-Zertifikate zu erhalten. Zwar gebe es beim Mac zunächst geringere Angriffsflächen als bei Windows, Ransomware-Wellen sind aber auch hier nicht auszuschließen.

Und in der Tat kommt es immer wieder zu Malware-Angriffen auf den Mac, in den letzten Monaten wieder gehäuft. Auch eine – zugegeben dilettantisch programmierte – Ransomware à la „WannaCry“ gab es schon. Echte Würmer sind theoretisch ebenfalls nicht mehr auszuschließen, sollte nur eine passende Sicherheitslücke zur Selbstreplikation gefunden werden.

Nicht, dass Apple untätig bliebe. Der Konzern hat sein Sicherheitsteam ausgebaut, verschiedene renommierte Hacker angeheuert und gibt sich offener als je zuvor – auch für Tipps von externen Sicherheitsforschern, die im Rahmen eines Bug-Bounty-Programms gutes Geld verdienen können (Mac & i berichtete).

Aber das reicht eben noch nicht. Der Mac muss noch deutlich widerstandsfähiger werden, insbesondere im Bezug auf das Erkennen noch unbekannter Datenschädlinge. Und auch bei der Aufklärung der Nutzer, wie Infektionen vermieden werden können, müsste Apple einen besseren Job machen.

Das alte Mantra, dass Macs unangreifbar sind, gilt schon länger nicht mehr. Mac-Nutzer sind auch für Cyberkriminelle eine zunehmend attraktive Zielgruppe. Bitte, Apple, lass’ jetzt nicht nach!

Unterschrift Ben Schwan Ben Schwan